Durch den derzeitigen Hype um „Genome Editing“-Verfahren wie CRISPR-Cas ist es um die Synthetische Biologie zwar ruhiger geworden. Manchen Beobachtern, zum Beispiel dem Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag, gilt sie aber als „nächste Stufe der Bio- bzw. Gentechnologie“, zu der auch CRISPR & Co zählten. Doch nun hat die Synbio-Branche einen Dämpfer erhalten: trotz millionenschwerer Unterstützung stand eine Anlage in Italien, in der Inhaltsstoffe für Medikamente gegen Malaria produziert werden sollten, letztes Jahr still. Der Eigentümer, ein französischer Pharmakonzern, will sie offenbar loswerden.
Das berichtete das Fachmagazin Nature im Februar. Im Jahr 2015 sei in der Anlage von Gentechnik-Hefen, deren Erbgut mittels Synthetischer Biologie umprogrammiert wurde, keinerlei Artemisinin hergestellt worden, heißt es in dem Bericht. Angepeilt habe der französische Sanofi-Konzern hingegen fast 60 Tonnen pro Jahr, als er die Produktionsstätte 2014 in Betrieb nahm. Die Stiftung des Microsoft-Gründers Bill Gates hatte das Vorhaben laut Nature mit mehr als 60 Millionen Dollar unterstützt.
Als Gründe für die enttäuschten Hoffnungen auf das Synbio-Medikament nennt das Magazin einerseits die Skepsis der Pharma-Konkurrenten, andererseits den derzeit niedrigen Weltmarktpreis für natürliches Artemisinin. Der Stoff wird aus dem Einjährigen Beifuß (Artemisia annua) gewonnen - oft eine Einnahmequelle für Bauern in Entwicklungs- und Schwellenländern. [dh]Nature: Synthetic biology’s first malaria drug meets market resistance (23.02.16)CRISPR als Teil der Synthetischen Biologie (28.01.16)Dossier: Synthetische BiologieDossier: Neue Technologien der GenomveränderungDossier: Kosten der Gentechnik - Verunreinigungen, Forschungsmittel, ArbeitsplätzeDossier: Hunger und Gentechnik