In Deutschland tragen über 6.000 Lebensmittel das staatliche ‚Ohne Gentechnik’-Siegel. Allein im ersten Quartal 2017 stieg die Zahl der damit gekennzeichneten Produkte um 12,5 Prozent. Das meldete der Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG), der das Siegel vergibt. „Lebensmittel mit ‚Ohne Gentechnik‘-Kennzeichnung nehmen einen festen Platz in den deutschen Supermarktregalen ein“, sagte Alexander Hissting, Geschäftsführer des VLOG, und rechnete vor, dass die Hersteller in 2017 voraussichtlich 4,4 Milliarden Euro Umsatz mit diesen Lebensmitteln machen werden.
Mit 2,44 Milliarden Euro entfallen über die Hälfte dieser Umsätze auf rund 1600 Milchprodukte. Eine gute Milliarde Euro setzen die Hersteller von Geflügelfleisch um, die etwa 1400 Produkte beim VLOG lizenziert haben. Drittes wichtiges Segment ist der Eiermarkt mit einem ‚Ohne Gentechnik’-Umsatz von 690 Millionen Euro. Die Umsatzzahlen hat der VLOG erstmalig erhoben. Sie beruhen auf Prognosen der Lebensmittelherstellern, die das Siegel nutzen, und geben deren Verkaufspreise wieder. „Auf Grundlage einer durchschnittlichen Handelsspanne liegen die Umsätze von Lebensmittel mit ‚Ohne Gentechnik’-Siegel im Lebensmitteleinzelhandel etwa 20 Prozent höher.“
Das wachsende Interesse von Herstellern und Händlern an Lebensmitteln ohne Gentechnik zeigen auch die Mitgliederzahlen des VLOG. Im Oktober 2015 meldete der Verband 300 Mitglieder und Lizenznehmer. Anfang Mai 2017 konnte er sein 500. Mitglied begrüßen. Es ist die Bunge Deutschland GmbH, eine Tochter des weltweit fünftgrößten Agrarhandelskonzerns.
Auch die Nummer eins der Agrarhändler, der US-Konzern Cargill, setzt zunehmend auf gentechnikfreie Rohstoffe – vor allem für seine Abnehmer in den USA. Man wolle den Kunden aus der Lebensmittel- und Getränkeindustrie dabei helfen, die steigende Verbrauchernachfrage nach gentechnikfreien Produkten zu bedienen, begründete das Unternehmen diesen Schritt. Inzwischen hat es 16 Rohstoffe von der US-Organisation Non-GMO-Project zertifizieren lassen und sie mit deren Logo ausgezeichnet. Darunter finden sich mehrere Maiserzeugnisse, Sonnenblumen-, Raps- und Sojaöl sowie wichtige verarbeitete Zutaten wie Glukosesirup oder modifizierte Stärke. „Wir werden weiterhin eng mit dem Non-GMO-Procect zusammenarbeiten und hoffen in naher Zukunft weitere zertifizierte Cargill-Zutaten vorstellen zu können“, sagte Cargills oberste Qualitätsmanagerin Lea Buermann. Megan Westgate, die Geschäftsführerin des Non-GMO-Projects, sieht laut der Nachrichtenagentur Bloomberg in dem Verhalten der großen Agrarhändler einen Paradigmenwechsel, der die ganze Beschaffungskette ändern werde. [lf]VLOG: 4,4 Milliarden Euro Umsatz mit "Ohne GenTechnik"-Lebensmitteln (03.05.2017)Cargill strengthens North American Non-GMO offering (10.03.2017)Bloomberg: Cargill Link to Anti-GMO Group Spurs Criticism From Farmers (27.03.2017)