Auf den Philippinen wurden dieses Jahr erstmals einige Tonnen gentechnisch veränderter (gv) Reis mit einem erhöhten Gehalt an Beta-Carotin geerntet. Die wegen ihrer Farbe als „goldener Reis“ bezeichnete Pflanze wurde bereits vor 24 Jahren präsentiert. Damals galt sie als gentechnische Lösung, um den Vitamin A-Mangel in Entwicklungsländern zu beheben. Inzwischen geben selbst Befürworter:innen zu, dass andere Methoden schneller helfen.
67 Tonnen „goldener Reis“ (englisch: Golden Rice) seien in diesem Jahr auf 17 Feldern der philippinischen Insel Antique geerntet worden, meldete die Wissenschaftsseite Phys.org. Sie sollen nun an Haushalte mit schwangeren Frauen, stillenden Müttern oder Kindern im Vorschulalter verteilt werden, die durch Vitamin-A-Mangel verursachte Krankheiten erleiden könnten. Das Portal Manila Bulletin gibt die Anbau-Fläche mit 15 Hektar an und erwähnt, dass der gv-Reis auf weiteren 23 Hektar angebaut wurde, um zusätzlich Saatgut zu gewinnen. Denn das philippinische Landwirtschaftsministerium wolle, dass der gelbe Reis 2027 auf zehn Prozent der Reisanbaufläche wächst, was ungefähr 500.000 Hektar entspreche, wie der Leiter des „goldener Reis“-Programms des staatlichen Forschungsinstituts PhilRice dem Blatt mitteilte. Die philippinische Regierung setzt stark auf Gentechnik und hatte vor zwei Monaten auch den Anbau gentechnisch veränderter Bt-Auberginen zugelassen. Sie produzieren ein Bakteriengift gegen Schädlinge.
Die vergangenen zehn Jahre war es vor allem PhilRice und das auf den Philippinen ansässige internationale Reisforschungsinstitut IRRI, die noch am „goldenen Reis“ arbeiteten. Schon 2013 zerstörten wütende Bauern geheimgehaltene Versuchsfelder des IRRI. Der Widerstand hat seither nicht nachgelassen. In einer Stellungnahme schreibt das Netzwerk StopGoldenRice: „Trotz des überwältigenden Widerstands der philippinischen Bevölkerung, ungerechtfertigter Lücken im Genehmigungsverfahren, möglicher Risiken für unsere Umwelt und Gesundheit und des Überflusses an lokal verfügbaren Vitamin-A-reichen Feldfrüchten im Land wird dieser Reis nun auf unseren Feldern angebaut und in unsere Nahrungsmittelsysteme gezwungen.“ Das Netzwerk befürchtet, dass der gv-Reis die widerstandsfähigen traditionellen und von den Landwirten gezüchteten Reissorten dauerhaft verunreinigen könnte.
Seit Jahrzehnten stark in der bäuerlichen Züchtung engagiert ist die Organisation Masipag. Sie hat zusammen mit anderen zivilgesellschaftlichen Gruppen eine Petition an das Oberste Gericht der Philippinen gerichtet. Die Richter sollen die Genehmigungen für den Anbau von gv-Reis und gv-Auberginen vorläufig auf Eis legen. Damit würden sie die Umwelt schützen und zwei Grundnahrungsmittel des Landes, sagte Masipag-Koordinator Alfie Pulumbarit der Zeitung Philippine Star. Denn es sei nicht erwiesen, dass Beta-Carotin-Reis und Bt-Auberginen für die Umwelt und den menschlichen Verzehr sicher seien.
Womöglich spielt bei den anstehenden Gerichtsverhandlungen die Frage eine Rolle, ob es den gv-Reis überhaupt braucht, um Vitamin A-Mangel (VAD) wirkungsvoll zu bekämpfen. Die Antwort ist nein: In den 90-er Jahren war VAD weltweit bei 23 bis 34 Prozent der verstorbenen Kinder unter fünf Jahren die Todesursache. Bis 2013 sank dieser Anteil auf etwa zwei Prozent. Die Ursachen dafür waren „umfangreiche Impfprogramme gegen Masern, ein besserer Zugang zu sauberem Wasser sowie die Versorgung mit Vitamin A-Tabletten durch kommunale Gesundheitsprogramme“. So steht es in einem Beitrag von 2021 für ein Buch über Reisforschung. Geschrieben haben dieses Kapitel übrigens Befürworter:innen des „goldenen Reises“, die ihn natürlich dennoch loben. [lf]