Die Entscheidung darüber, ob das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat weitere 15 Jahre eingesetzt werden darf, wurde Medienberichten zufolge vertagt. EU-Mitgliedstaaten wie Frankreich und Italien hatten Bedenken angemeldet, deswegen werde die Abstimmung nicht wie geplant diese Woche stattfinden, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf „zwei EU-Vertreter“.
Die Zulassung für den meist verkauften Herbizidwirkstoff der Welt läuft aus. Daher hat einer der wichtigsten Hersteller, der US-Gentechnik- und Agrochemie-Konzern Monsanto, beantragt, die Genehmigung bis 2031 zu verlängern. Hunderttausende Bürger beteiligten sich an Protestmailings und Unterschriftenkampagnen, um die EU-Kommission, aber auch die Bundesregierung von der aus ihrer Sicht vorschnellen Verlängerung für das von der Internationalen Krebsforschungsagentur als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestufte Mittel abzubringen.
Deutschland spiele die entscheidende Rolle in der Frage, wie es mit Glyphosat weiter geht, meint der Grünen-Parlamentarier Harald Ebner. „Nachdem Schweden, Frankreich, die Niederlande und Italien angekündigt haben, dagegen zu stimmen, würde schon eine deutsche Enthaltung genügen, um die Glyphosat-Neuzulassung vorerst zu stoppen.“ Er appellierte an Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD), die sich kritisch zu Glyphosat geäußert hatte, „standhaft“ zu bleiben. Bleibe die SPD-Politikerin beim „Nein“, könne ihr zuständiger Kabinettskollege, Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU), in Brüssel nicht mit „Ja“ stimmen. Deutschland müsste sich enthalten – und die nötigen Stimmen für Glyphosat kämen nicht zusammen, so Ebners Rechnung. [dh]Reuters: Insider - EU verschiebt Votum über Glyphosat-Zulassung (08.03.15)Dossier: Gentechnik & Glyphosat ("Roundup")Dossier: Zahlen und Fakten zu Glyphosat/RoundupDossier: Gentechnik-Recht in EU und Deutschland