Ein Professor des Massachusetts Institute of Technology (MIT) Media Lab hat seine Kollegen aufgerufen, Forschungsvorhaben zu Gene Drives öffentlich zu machen. Dabei geht es beispielsweise darum, ganze Moskitopopulationen mittels eingebauter Selbstzerstörungsgene auszurotten.
Kevin Esvelt ist beileibe kein Gentechnik-Gegner, er arbeitete an der Entwicklung neuer Gentech-Verfahren wie CRISPR mit. Doch er möchte, dass sich Wissenschaftler und Öffentlichkeit die Zeit nehmen, sich zu fragen, welche Experimente ethisch vertretbar sind. Vor allem bei Gene Drives, wie er MIT Technology Review erklärte: durch diese Mechanismen wird die Vererbung bestimmter DNA-Konstrukte - zum Beispiel der in Stechmücken eingebauten Selbstzerstörungsgene - stark beschleunigt, so dass sie nach wenigen Generationen weit verbreitet sind. Esvelt fragt sich: haben wir das Recht, solche Experimente durchzuführen, bei denen es „die ganze Welt“ betreffen könnte, wenn etwas schief geht?
Darüber müsse eine Debatte stattfinden - und dafür sei Transparenz nötig, findet der Biochemiker. Im derzeitigen System fände die Gentechnik-Forschung hinter verschlossenen Türen statt. „Wenn wir so weiter machen, wird jemand einen Fehler machen“, zitiert ihn MIT Technology Review.
Auch deutsche Experten beschäftigt das Thema. So schrieb die bei einer Behörde angesiedelte Zentrale Kommission für die Biologische Sicherheit (ZKBS) Anfang des Jahres, Gene Drives in geschlossenen Systemen seien kein Problem. Aber: „Die selbstduplizierende Aktivität des Gene-Drive-Systems erhält jedoch eine entscheidende Bedeutung bei der Bewertung möglicher Folgen eines unbeabsichtigten Entweichens solcher GVO aus dem geschlossenen System. In diesem Fall besteht die Möglichkeit, dass es zu einem sexuellen Austausch zwischen dem Träger des Gene-Drive-Systems und einer Wildpopulation kommt und damit der veränderte Vererbungsmodus zum Tragen kommt.“ [dh]Gene Drives: Wie umgehen mit „Kettenreaktionen“? (07.03.16)Dossier: Neue Gen-Techniken - CRISPR & CoDossier: Gentechnik-Tiere