Die Bayer AG hat die Mehrheit an dem US-Unternehmen CoverCress Inc. erworben. CoverCress ist der Markenname für ein gentechnisch verändertes Ackerhellerkraut. US-Farmer sollen die als Unkraut geltende Pflanze künftig als Zwischenfrucht anbauen und daraus Öl und Eiweißfuttermittel gewinnen. Freigegeben ist der Anbau in den USA schon – ohne Sicherheitsüberpüfung.
Entwickelt haben die neue, mit dem Raps verwandte Ölpflanze Wissenschaftler*innen der Illinois State University in einem eigens gegründeten Unternehmen. Sie veränderten durch neue gentechnische Verfahren den Ölgehalt der Samen, steigerten die Erträge und beschleunigten die Reifung der Samen. Die Zusammensetzung der Fettsäuren wurde an die von Raps angeglichen. Denn CoverCress soll als Winterölsaat angebaut und das daraus gepresste Öl zu Biodiesel verarbeitet werden. Ausgesät gleich nach der Maisernte im September, würde das Ackerhellerkraut den Acker über den Winter begrünen und früh im Frühjahr blühen. Dadurch könnten schon im Mai die kleinen hellerfömigen Samen mit einem Ölgehalt von rund 30 Prozent geerntet werden. Direkt danach würden dann Sojabohnen ausgesät.
Der Anbau einer Zwischenfrucht hat ökologische Vorteile: Der Boden bleibt bedeckt und ist vor Erosion geschützt; die zusätzlichen Pflanzen reichern Kohlenstoff im Boden an. Bei CoverCress kommt hinzu, dass die Zwischenfrucht auch noch Erträge bringen soll in Form von Öl und eiweißreichem Futtermittel. Dafür hat Bayer als Partner den Mineralölkonzern Chevron dabei, der sich ebenso an CoverCress Inc. (CCI) beteiligt hat wie der Agrarhändler Bunge. Die Mehrheit hält jedoch mit 65 Prozent die Bayer AG.
Für den Konzern bietet CoverCress mehrere Vorteile. Er kann Landwirten, die bereits für die Hauptfrüchte Mais und Soja Gentech-Saatgut und Pestizide bei Bayer kaufen, nun auch noch eine Zwischenfrucht samt Absatzweg anbieten. Die US-Genehmigungsbehörde APHIS hat bereits entschieden, dass der Anbau nicht gesetzlich reguliert ist. Die Pflanze gilt in den USA also nicht als gentechnisch verändert und wird entsprechend beworben. Vor allem aber lässt sich CoverCress gut als nachhaltige Entwicklung verkaufen. CCI will zusammen mit Vertragsbauern im Herbst 2022 auf 4.000 Hektar CoverCress aussähen. Bereits 2023 soll sich die Fläche verfünffachen.
Auch wenn CoverCress in den USA ohne Sicherheitsüberprüfung und Kennzeichnung angebaut werden darf, heißt dies nicht, dass die Pflanze sicher wäre. Ein offensichtliches Risiko ist, dass durch fliegenden Pollen die gentechnischen Änderungen an wildwachsendes Ackerhellerkraut sowie an andere eng mit dem Raps verwandte Pflanzen weitergegeben werden. Ebenso offen ist, wie gut sich die Samen der gentechnisch veränderten Pflanze als Tierfutter eignen. Da eiweißreiche Futtermittel weltweit gehandelt werden, kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Pressrückstände von CoverCress auch einmal unerkannt in Futtertröge in der EU gelangen. [lf]