Weil viele Wissenschaftler sie für bienenschädlich halten, dürfen mehrere Insektengifte in der EU derzeit nur eingeschränkt genutzt werden. Der deutsche Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) plant nun offenbar, dieses Teilverbot für Neonicotinoide abzuschwächen. Das berichtet die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf einen Verordnungsentwurf des Ministeriums.
Getreidesaatgut, das im Ausland mit Neonicotinoiden behandelt wurde, soll in Deutschland wieder verkauft werden dürfen. Bei niedrigen Dosierungen würden Bienen nicht gefährdet, erklärte das Ministerium gegenüber der Zeitung. Der deutsche Berufsimkerverband DBIB lehnt eine solche Auflockerung hingegen ab.
Die Neonicotinoide werden unter anderem vom deutschen Bayer-Konzern hergestellt. Dieser bestreitet, dass sie schädlich für Bienen sind – und hat gegen das EU-Teilverbot geklagt. Die EU-Lebensmittelbehörde EFSA, die für die wissenschaftliche Beurteilung zuständig ist, sieht in den Insektengiften aber „hohe Risiken“ für Bestäuber. Gibt es weniger Bienen, Hummeln und Schmetterlinge ist das nicht nur für die Ökosysteme ein herber Verlust – laut EU-Kommission erbringen die Insekten für die Landwirtschaft jährlich Leistungen im Wert von mindestens 22 Milliarden Euro.
In Frankreich geht die Politik daher gegen die Neonicotinoide vor: vorletzte Woche beschloss das Parlament, die Insektenkiller komplett aus dem Verkehr zu ziehen – allerdings erst ab September 2018. Bis dahin sollen die Landwirte Alternativen finden. [dh]Süddeutsche.de: Gift für die Bienen (29.03.16)Le Figaro: Abeilles : l'Assemblée vote l'interdiction des insecticides néonicotinoïdes (18.03.16)EFSA sieht in Neonikotinoiden Bienengefahr (26.08.15)Pestizide: Da schwirrt nix mehr (14.01.16)Dossier: Bienen, Honig & GentechnikÜberblick: Gift und Gentechnik