Der Deutsche Ärztetag hat am Freitag vor einer verlängerten Zulassung für Unkrautkiller mit dem Wirkstoff Glyphosat gewarnt. Das Mittel steht im Verdacht, das menschliche Erbgut zu schädigen. „Für gentoxische Effekte besteht nach derzeitiger wissenschaftlicher Meinung kein unschädlicher Schwellenwert“, so die Vertreter der Ärztekammern.
„Die International Agency for Research on Cancer (IARC) hat 2015 im Zusammenhang mit der wahrscheinlich krebserregenden Wirkung für Menschen festgestellt, dass 'Glyphosat (...) DNA- und chromosomale Defekte in menschlichen Zellen verursacht'. Für gentoxische Effekte besteht nach derzeitiger wissenschaftlicher Meinung kein unschädlicher Schwellenwert. Dieser Effekt muss für eine weitere, langfristige Zulassung durch weitere unabhängige Studien in den Expositionsszenarien für Menschen sicher ausgeschlossen werden“, forderten die Mediziner, die sich zum 119. Mal trafen, diesmal in Hamburg.
Die EU unternimmt indes einen neuen Anlauf, die Zulassung des weltweit meistgenutzten Herbizids um mehrere Jahre zu verlängern. Am 6. Juni sollen die Vertreter der 28 Mitgliedstaaten abstimmen. Die Entscheidung wurde mehrfach vertagt, weil eine Mehrheit pro Glyphosat unsicher schien. Wichtige Länder wie Frankreich und Italien drohen mit einem Nein. Deutschland wollte sich enthalten, weil sich CDU/CSU (ja zu Glyphosat) und SPD (nein) nicht einig sind. [dh]Bundesärztekammer: Ärzte fordern Widerruf der Glyphosat-Zulassung (27.05.16)Dossier: Gentechnik & Glyphosat ("Roundup")Dossier: Zahlen und Fakten zu Glyphosat/RoundupÜberblick: Gift und GentechnikDossier: EFSA - Gentechnik-Risikobewertung in der EU