Die Lebensmittelüberwachung in den deutschen Bundesländern findet immer wieder gentechnische Verunreinigungen in Lebens- und Futtermitteln. Betroffen sind oft Reisnudeln aus Vietnam. Nur selten werden solche Funde als Produktwarnung aktiv an die Bevölkerung weitergegeben. Doch es gibt frei zugängliche Datenbanken wie das Schnellwarnsystem RASFF der Europäischen Union, in denen Informationen zu solchen Verunreinigungen zu finden sind.

 

Dort wurde am 12. März und am 16. April dieses Jahres jeweils die Warnung eingestellt: „Gentechnisch veränderter Reis in Reisnudeln aus Vietnam“. Bei beiden Vorgängen heißt es, dass nur Deutschland als meldendes Land betroffen sei. Explizit wird als Akteur beides Mal das Bundesland Sachsen genannt, das offenbar auch Vietnam über die Verunreinigungen informierte. Dass die Vorgänge im RASFF-System unter unterschiedlichen Nummern registriert sind, deutet auf zwei verschiedene Nudelchargen hin. Von beiden Chargen wurden an drei verschiedenen Terminen zwischen Januar und April Proben untersucht. Mehr verrät die öffentlich zugängliche RASFF-Version den Verbraucher:innen nicht. Nur die angeschlossenen Behörden können auf detailliertere Informationen zugreifen.

 

Mehr Licht ins Dunkel bringt der Freistaat Sachsen auf seiner Webseite zum gesundheitlichen Verbraucherschutz. Dort veröffentlicht die Lebensmittelüberwachung Meldungen nach § 40 Absatz 1a des Lebens- und Futtermittelgesetzbuches (LFGB). Diese Regelung verpflichtet Behörden dazu, die Öffentlichkeit zu informieren, wenn aufgrund von Untersuchungen der „hinreichend begründete Verdacht besteht, dass ein nicht zugelassener oder verbotener Stoff in dem Lebensmittel oder Futtermittel vorhanden ist“. Das sächsische Sozialministerium informierte also am 5. Februar 2024 darüber, dass die Lebensmittelüberwacher des Landkreises Nordsachsen in zwei verschiedenen Reisnudel-Produkten Hinweise auf gentechnisch veränderte Organismen festgestellt hatten. Ein tschechisches Unternehmen hatte die Nudeln aus Vietnam über den Hamburger Hafen nach Europa importiert und an einen Leipziger Großhändler weiterverkauft. Importeur, Großhändler und Produktnamen sind in der sächsischen Meldung genannt. Das Mindesthaltbarkeitsdatum der betroffenen Nudel-Chargen ist inzwischen abgelaufen.

 

Von diesen Reisnudeln dürften aktuell kaum noch welche im Umlauf sein. Denn wie die Folgemeldungen (Follwo up) im RASFF zeigen, wurden die Behörden aktiv: Der Händler durfte die Ware nicht mehr verkaufen, musste sie von den Kunden zurückrufen und die Restbestände müssen vernichtet werden. In der letzten Meldung vom 1. Juli heißt es, dass auch andere EU-Mitgliedstaaten von den verunreinigten Nudeln betroffen sind, konkret genannt werden die Niederlande. Von diesen Entwicklungen findet sich nichts mehr in den Meldungen aus Sachsen. Auch in den § 40-Mitteilungen anderer Bundesländer taucht der Vorgang nicht auf, obwohl es wahrscheinlich ist, dass der Großhändler aus Leipzig die Ware über Sachsen hinaus vertrieben hat. Bereits vor einem Jahr hatte eine Recherche des Infodienstes ergeben, dass Behörden die Verbraucher nicht vor gentechnisch verunreinigten Reisnudeln gewarnt hatten. Anders als damals die baden-württembergischen Kontrollbehörden, gehen die Sachsen jedoch offenbar davon aus, dass ein GVO ein Stoff im Sinne des Lebensmittelgesetzbuchs ist und sie daher zur Warnung verpflichtet sind.

 

Neben diesen Vorgängen finden sich im zweiten Halbjahr 2023 drei weitere deutsche Warnhinweise im RASFF zu Reisnudeln aus Vietnam. Sie sind damit das am häufigsten gentechnisch verunreinigte Lebensmittel in dieser Datenbank – aber nicht das einzige. So wiesen die Niederländer 2024 gentechnisch verunreinigte Reiskuchen, Reisnudeln, Nudeln aus schwarzem Reis sowie Miso-Paste aus China bereits bei der Einfuhr zurück. Die Deutschen meldeten eine Gentech-Papaya, die aus Thailand via Frankreich ins Land gekommen war. Auch in Futtermitteln findet sich immer wieder Gentechnik. So warnte Polen im März 2024 vor einer gentechnischen Verunreinigung in Sojamehl aus der Ukraine, das als gentechnikfrei deklariert war. [lf/vef]