Der Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) meldete für das Jahr 2023 einen um 8,8 Prozent auf 17,4 Milliarden Euro gestiegenen Umsatz mit gelabelten ,Ohne GenTechnik‘-Produkten. Auch sei die Versorgung mit gentechnikfreiem Futter gesichert. Der Verband plädierte für eine klare Kennzeichnung auch für Produkte von neuen gentechnischen Verfahren. Dies hatten die derzeitigen Europaabgeordneten von CDU/CSU und FDP abgelehnt.
Den größten Teil der 17,4 Milliarden Euro gaben Verbraucher:innen für gelabelte Milch und Milchprodukte aus. Auf sie entfielen 11,9 Milliarden Euro (68 Prozent), während Geflügelfleischprodukte auf 3,4 Milliarden Euro (20 Prozent) und Eier auf 1,5 Milliarden Euro (neun Prozent) kamen. Alle weiteren ,Ohne GenTechnik‘-Lebensmittel erzielten einen Umsatz von 0,5 Milliarden Euro (3 Prozent). Die Zahlen beruhen auf Auskünften der Lizenznehmer des ,Ohne GenTechnik‘-Siegels zuzüglich pauschaler Handelsspanne und Mehrwertsteuer.
Das ,Ohne GenTechnik‘-Siegel kennzeichnet vor allem tierische Lebensmittel und stellt sicher, dass bei diesen Tieren keine gentechnisch veränderten Pflanzen im Futtertrog landen. Die dafür notwendigen Mengen an gentechnikfreien Futtermitteln seien kein Problem. Dank guter Ernten im Vorjahr könne die 2024 erwartete Nachfrage nach gentechnikfreiem Mais, Soja und Raps problemlos gedeckt werden, heißt es in einem Marktbericht des europäischen Verbandes für Lebensmittel ohne Gentechnik, ENGA. Demnach gab es 2023 eine Rekordernte von drei Millionen Tonnen gentechnikfreien europäischen Sojabohnen. Hinzu kämen noch 2,3 Millionen Tonnen zertifizierter gentechnikfreier Soja aus Brasilien. Auch bei Mais werde aufgrund der guten europäischen Ernte kein Angebotsmangel erwartet. Der EU-Markt sei aktuell auch gut mit gentechnikfreiem Raps versorgt. Laut Marktbericht lasse sich das auf die Rekordernte in der Ukraine im vergangenen Jahr zurückführen.
„Von Null auf über 17 Milliarden in 15 Jahren: ,Ohne GenTechnik‘ ist eine echte Erfolgsgeschichte!“, kommentierte VLOG-Geschäftsführer Alexander Hissting die Zahlen. Er schlug bei deren Präsentation den Bogen zu den Plänen der EU-Kommission, Transparenz und Wahlfreiheit bei Lebensmitteln aus neuen gentechnischen Verfahren (NGT) einzuschränken. „Mit ‚Ohne GenTechnik‘ und dem ebenfalls gentechnikfreien Bio-Sektor wären alleine in Deutschland rund 32,5 Milliarden Euro Umsatz durch eine Aufweichung der Gentechnik-Regeln akut bedroht“, sagte Hissting. Zur anstehenden Europawahl müssten alle Parteien und Kandidat:innen dazu Farbe bekennen. Besonders im Blick hat Hissting dabei die CSU. Denn deren damalige Agrarministerin Ilsi Aigner hatte vor 15 Jahren das ,Ohne GenTechnik‘-Siegel aus der Taufe gehoben. Es sei eine spannende Frage, wie sich die CSU 2024 positionieren werde, sagte Hissting.
Für die zu Ende gehende Legislaturperiode lässt sich die Frage beantworten. Als am 7. Februar das Europaparlament seine Position zum NGT-Verordnungsvorschlag der EU-Kommission festlegte, stimmten 317 Abgeordnete für eine durchgehende Kennzeichnungspflicht und Rückverfolgbarkeit für NGT-Pflanzen und daraus hergestellte Produkte. 302 Abgeordnete waren dagegen, darunter fünf der CSU. Ein sechster Abgeordneter stimmte nicht mit ab. Von den 23 CDU-Abgeordneten stimmten 20 dagegen und drei fehlten. Ebenfalls gegen eine Kennzeichnung waren alle fünf FDP-Europaabgeordneten. Die anwesenden Abgeordneten von SPD, Grünen und Linken stimmten für eine Kennzeichnung, zwei grüne Abgeordnete fehlten. [lf]