Ein japanisches Unternehmen will einen mit Crispr/Cas veränderten Zuchtfisch vermarkten. Mit Zustimmmung der japanische Behörden nimmt es derzeit Vorbestellungen für die ersten Test-Portionen entgegen. Das japanische Gesundheitsministeriums verlangte keine Sicherheitsprüfung, da dem Fisch keine Fremdgene zugefügt wurden. Auch erste Gentech-Tomaten gibt es in Japan inzwischen zu kaufen.
Wissenschaftler der Universitäten Kyoto und Kindai haben mit dem Verfahren Crispr/Cas ein Gen im Erbgut von Seebrassen ausgeschaltet, das das Muskelwachstum unterdrückt. Dadurch setzen die Tiere in gleicher Zeit etwa 20 Prozent mehr Fleisch an und verwerten dabei das Futter besser. Vermarkten soll diese Gentech-Seebrassen das 2019 gegründete Unternehmen Regional Fish. Es teilte Mitte September mit, dass es vom Gesundheits- und Fischereiministerium die notwendigen Genehmigungen erhalten habe. Laut Ministerium sei die Gentech-Seebrasse als Lebensmittel ebenso sicher wie ihre natürlichen Artgenossen, da die Veränderung in der Natur vorkommen könne. Laut Regional Fish handelt es sich um das weltweit erste genom-editierte tierische Lebensmittel, das nach Durchlaufen nationaler Verfahren auf den Markt gebracht werde. Bisher ist lediglich in den USA und Kanada der mit alter Gentechnik produzierte Aquabounty-Lachs als Lebensmittel zugelassen.
Regional Fish bietet nun auf einer Crowdfunding-Plattform die ersten 190 Portionen der Gentech-Seebrasse zum Probieren an, etwa mit Kombu gepökelt oder mit Reis gekocht. Dabei wird der Fisch deutlich mit dem Hinweis „genom-editiert“ gekennzeichnet. In einem ersten Schritt würden die Rückmeldungen auf diesen Testverkauf analysiert, danach werde der kommerzielle Verkauf angestrebt, sagte Umekawa Tanadori, der Präsident von Regional Fish. Parallel sucht das Unternehmen nach Interessierten, die, quasi in einem Franchise-System, kleine weitgehend automatisierte Fischzuchten an Land mit den Seebrassen aufbauen wollen. Die Gefahr, dass die Gentech-Seebrasse in den Export und nach Europa gelangt, dürfte sehr gering sein. Allerdings zeigen die Erfahrungen aus den USA und Kanada mit dem Aquabounty-Lachs, dass der Verbleib ungekennzeichneter Tiere nicht nachvollziehbar ist. Das japanische Citizens' Biotechnology Information Center (CBIC) wies ergänzend darauf hin, dass japanische Universitäten derzeit intensiv daran arbeiten, mit neuen gentechnischen Verfahren Makrelen und Thunfische so zu verändern, dass sie sich in Aquakultur mästen lassen.
Der Fisch ist bereits das zweite genom-editierte Lebensmittel, das in japanischen Mägen landet. Anfang des Jahres hatte das Unternehmen Sanatech Seed gentechnisch veränderte Tomaten vorgestellt, mit einem besonders hohen Gehalt des blutdrucksenkenden Botenstoffes Gamma-Aminobuttersäure (GABA). Jungpflanzen gingen an über 3.000 interessierte Hobbygärtner für den Selbstverzehr. Parallel dazu hatte Sanatech Seed von drei Vertragsgärtnern die GABA-Tomate auf 3.000 Quadratmetern anbauen lassen, wie das Citizens' Biotechnology Information Center mitteilte. Der Verkauf der insgesamt erwarteten Ernte von 40 Tonnen habe begonnen. Bis Ende des Jahres wolle das Unternehmen auch Tomatenpüree anbieten. Billig sind die GABA-Tomaten nicht. Das Nachrichtenportal Sumikai schrieb, eine drei Kilogramm-Kiste koste 7.500 Yen (ca. 58 Euro). Es sei geplant, die Tomaten mit einem Sticker zu verschicken, der darauf hinweist, dass die Früchte genom-editiert sind. Es sei das erste Mal, dass genom-editierte Lebensmittel in Japan kommerziell verkauft würden, heißt es bei Sumikai. [lf]Die englische Webseite von Regional FishSumikai – Aktuelle Nachrichten aus Japan: Japanisches Unternehmen will Genom-editierte Fische auf den Markt bringen (20.09.2021)Citizens' Biotechnology Information Center: Ministry approves sales of genome-edited red sea bream (Oktober 2019)Sumikai – Aktuelle Nachrichten aus Japan: Genom-editierte Tomaten werden erstmals in Japan verkauft (16.09.2021)Citizens' Biotechnology Information Center: Sales of genome-edited tomatoes begin (Oktober 2019)Infodienst: Japan lässt Crispr-Tomate als Lebensmittel zu (15.02.2021)