SOjaIm Ernährungsreport 2024 der Bundesregierung lehnten 70 Prozent der Befragten den Anbau gentechnisch veränderter (gv) Pflanzen ab. Bei den unter 30-Jährigen will dagegen die Hälfte gv-Pflanzen auf deutsche Äcker lassen, ergab die Forsa-Studie, die das Agrarministerium Ende September vorstellte. Auch eine Kennzeichnung gentechnikfreier Lebensmittel ist jungen Menschen weniger wichtig als älteren. Insgesamt jedoch blieb die Ablehnung der Agro-Gentechnik und der Wunsch nach einer klaren Kennzeichnung gentechnisch veränderter Produkte stabil. Für den Ernährungsreport hatte das Institut Forsa im Mai 2024 1000 repräsentativ ausgewählte Menschen ab 14 Jahre in Deutschland befragt. Dabei wollten die Meinungsforscher:innen auch wissen, ob die Menschen bestimmten „Maßnahmen im Zusammenhang mit Lebensmitteln“ zustimmen. Eine der abgefragten Maßnahmen war die „Zulassung des Anbaus von gentechnisch veränderten Pflanzen“. Neun Prozent stimmten dem „voll und ganz“ zu, weitere 19 Prozent „eher“, was eine Zustimmungsquote von 28 Prozent ergab. Dagegen stimmten 33 Prozent „eher nicht“ und 37 Prozent „gar nicht“ zu. Im Vergleich zum Vorjahr mit 27 Prozent Zustimmungsquote gab es keine große Änderung. In einer Forsa-Umfrage vom September 2021 für das Umweltinstitut München stimmten ebenfalls nur 28 Prozent der Befragten der Aussage zu: „Der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen sollte in Deutschland erlaubt werden“. Der Aussage im aktuellen Ernährungsreport, dass der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen zugelassen werden sollte, stimmten Frauen deutlich seltener als Männer zu (anteilig 19 und 38 Prozent) und Ostdeutsche seltener als Westdeutsche (23 zu 30 Prozent). Deutliche Unterschiede ergaben sich bei der Aufschlüsselung nach dem Alter: Bei den 14 bis 29-jährigen wollten 53 Prozent den Anbau von Gentech-Pflanzen erlauben, bei den 30 bis 44-jährigen waren es 28 Prozent und bei den 45 bis 59-jährigen nur 17 Prozent. Bei Menschen mit 60 und mehr Jahren lag die Zustimmung mit 23 Prozent ebenfalls unter dem Durchschnitt. Forsa wollte von den Menschen auch wissen, wie wichtig ihnen bestimmte „gesetzlich nicht vorgeschriebene Angaben auf Lebensmittelverpackungen“ sind. Ein „klarer Hinweis, ob ein Lebensmittel gentechnikfrei ist oder nicht“ war 64 Prozent der Befragten „wichtig“ oder „sehr wichtig“. Auch hier war Frauen und älteren Menschen der Hinweis wichtiger als den Jungen mit 50 Prozent. Die Frage nach dem Hinweis auf Gentechnik in Lebensmitteln hatte Forsa bereits seit 2015 jedes Jahr gestellt. Dabei sank die 'Ist mir wichtig'-Quote kontinuierlich von 83 Prozent in 2015 auf 64 Prozent in 2024. Damit ist die Angabe der Gentechnikfreiheit den Menschen allerdings immer noch wichtiger als Nährwertangaben (61 Prozent) oder Hinweise auf Stoffe, die Allergien oder Unverträglichkeiten auslösen können (60 Prozent). Bei der Interpretation ist zu beachten, dass Forsa hier gezielt nach der Bedeutung einer freiwilligen Gentechnikfrei-Kennzeichnung gefragt hatte. Ein deutlich anderes Ergebnis ergab sich, als Forsa vor einem Jahr im Auftrag der Verbraucherorganisation Foodwatch den zu Befragenden das Statement präsentierte: „Lebensmittel, die gentechnisch verändert wurden, müssen gekennzeichnet werden. Unabhängig davon, ob neue gentechnische Verfahren oder klassische Gentechnik angewendet wurde“. Diese klare politische Aussage erhielt eine Zustimmungsquote von 92 Prozent, davon stimmten 68 Prozent „voll und ganz“ zu, 24 Prozent „eher“. Eine ähnlich hohe Zustimmung erzielte das Meinungsforschungsinstitut Civey im Juni dieses Jahres in einer Befragung für den Verband Lebensmittel ohne Gentechnik. Der Aussage „Lebensmittel mit gentechnisch veränderten Zutaten sollten immer gekennzeichnet werden, egal ob mit alter oder neuer Gentechnik hergestellt“ stimmten dabei 84 Prozent aller Befragten zu. Diese Zahlen lassen den Schluss zu, dass auch viele der Menschen, die einem Anbau von Gentechnik-Pflanzen eher positiv gegenüberstehen, sich dennoch eine klare Kennzeichnung der damit hergestellten Lebensmittel wünschen. [lf]